400 Jahre „steinernes Marterla zum Anger“ in Üchtelhausen

Frontseite „steinernes Marterla zum Anger“ in Üchtelhausen (Foto: Norbert Ledermann, Üchtelhausen)

„Marterli“, so nennen wir die Bildstöcke, die häufig Straßen und Wege säumen und unsere fränkische Landschaft prägen. Unsere Vorfahren haben diese Zeichen zur Erinnerung an Unglücksfälle bzw. unbeschadet überstandene Unfälle oder aus religiösen Gründen errichtet. Bildstöcke, die das Leid (gemeint sind Marter und Martyrium) Christi zeigen, werden auch „Marterli“ genannt. In und um unserem Dorf befinden sich über ein Dutzend solcher Kulturdenkmäler, die es wert sind, geschützt und gepflegt zu werden.

Das „steinerne Marterla zum Anger“ wurde 1613 errichtet und steht somit 400 Jahre lang als ältestes Denkmal in unserer Flur. Ursprünglich stand es am sogenannten „Hesselbacher Weg“ nahe der Abzweigung nach Hausen. Im Zuge der Flurbereinigung (1957 – 1963) wurde es in Verlängerung der Hausener Straße (ca. 300m weiter oben an der Kurve, kurz nach der Wegabzweigung zur Marienkapelle, früher auch „an den Brennöfen“ genannt,) errichtet. Das säulenförmige Wahrzeichen, dessen Block ein kleines Steinkreuz ziert, zeigt auf der Vorderseite den gekreuzigten Christus mit Maria und Johannes. Darunter ist die Jahreszahl „1613“ und das landesherrliche Wappen des Fürstbischofs von Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn (1573 – 1617) eingemeißelt. Seitlich sind rechts der hl. Petrus mit einem Schlüssel und links der hl. Andreas mit dem geschrägten Kreuz dargestellt. Die Bildstocksäule ist in der Mitte mit eisernen Klammern, umringt mit einer Eisenmanschette, zusammengehalten. Der Volksmund erzählt, dass die Schweden das Marterla umgeworfen und dabei die Säule zerbrochen hätten. Diese Aussage dürfte stimmen, denn die Schweden besetzten 1631 – 1634 Schweinfurt und zogen damals auch durch unser Dorf. Daran erinnerte noch bis in unsere Zeit hinein die sogenannte Schwedengasse. Auf der Rückseite des steinernen Denkmals erkennt man eine sehr stark verwitterte Schrift, die im Laufe der Zeit immer wieder aufgefrischt wurde. Folgender Text, den Kaplan Willibald Müller 1944 entzifferte und den die damalige Schülerin Gertrud Niklaus (jetzt verheiratete Pöhlmann, wohnhaft in Madenhausen) aufschrieb, ist unter Inschrift „steinernes Marterla zum Anger“ zu finden.

Demzufolge war der Stifter des Bildstocks dreimal verheiratet und hatte drei Söhne und zwei Töchter. Der eigentliche Grund für die Errichtung dieses Kulturdenkmals ist nicht bekannt. Viele alte Bildstöcke sind voller Rätsel und Fragen, sie regen die Phantasie an und lassen Sagen und Legenden entstehen. Man muss sie einfach als Zeichen der Volksfrömmigkeit ansehen.

-Heinrich Neugebauer, im April 2013

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